Studie der Uni Duisburg belegt Wirtschaftlichkeit des Erdkabels beim Netzausbau
In seiner Studie zieht Prof. Brakelmann von der Universität Duisburg-Essen einen Kostenvergleich zwischen Freileitungen und Erdkabeln. Zudem untersuchte Brakelmann im Auftrag des BWE (Bundesverband WindEnergie e.V.) die Möglichkeiten, um bestehenden Netze zu optimieren. Brakelmann ist Ingenieur und Experte auf dem Gebiet EnergieTransport und –Speicherung. Brakelmann war in der Vergangenheit als Gutachter für die Eon AG tätig.
Die Studie kommt zu folgenden Ergebnissen:
1. Die Kostenstruktur von Stromleitungen ist komplex und bedarf einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung. Besonders sind Verlegekosten, Kabelkosten, Betriebskosten, Übertragungsverluste und Nutzungsdauer zu berücksichtigen.
2. Im Hochspannungsnetz (110 kV) liegen die Gesamtkosten für Erdkabel niedriger oder nicht höher als für Freileitungen.(1)
3. Im 220-kV-Höchstspannungsnetz sind die Kosten für Erdkabel je nach Randbedingungen niedriger oder bis zu 30 Prozent höher.
4. Im 380 kV-Höchstspannungsnetz sind Kabelsysteme derzeit noch immer teurer als Freileitungen.
5. Durch Messung von Wetterdaten (Temperatur, Windstärke, Sonneneinstrahlung) könnten die Netzbetreiber die Übertragungskapazität der bestehenden Freileitungen um 30 Prozent steigern. Mit einem Monitoring der Leitungstemperatur kann die Kapazität sogar um bis zu 100 Prozent gesteigert werden.
Die Genehmigung für Erdkabel dauert 1-2 Jahre, für eine Freileitung 5-8 Jahre. In dieser Zeit entstehen den Windenergieanlagenbetreibern ökonomische Verluste, die höher sein können, als die Netzausbaumaßnahmen selbst.
Wenn man auf der 30 Kilometer langen Strecke auf die allgemein übliche Ersatzleitung („Redundantes System“) verzichtet, würde Eon mit dem Erdkabel noch günstiger fahren. Der wahrscheinliche Netz-Ausfall würde 6,6 Stunden pro Jahr betragen und sei für die Windpark-Betreiber „verkraftbar“, so der BWE.
Zitate Prof. Brakelmann:
„Bei allen erfassten Varianten ist ein 110 kV-Kabelsystem günstiger als ein Freileitungs-Doppelsystem.“
„Grundsätzliche, unüberwindliche technische Probleme bei der Verkabelung einzelner Netzverstärkungstrassen konnten in dieser Studie nicht aufgezeigt werden. In der 110 kV-Ebene führt der Wirtschaftlichkeitsvergleich unter Berücksichtigung von Arbeits- und Leistungskosten teilweise zu sehr günstigen Kabellösungen.“
(1) Das Höchstspannungsnetz (220 u. 380 kV) ist ein Übertragungsnetz. Es verteilt die größtenteils von Großkraftwerken und teilweise von untergeordneten Netzen dezentrale eingespeiste Energie landesweit an Umspannwerke die nahe an den Verbrauchsschwerpunkten liegen. Es ist Teil des internationalen Verbundnetzes.
Das Hochspannungsnetz (110 kV) sorgt für die Grobverteilung von elektrischer Energie. Leitungen führen hier in verschiedene Regionen oder große Industriebetriebe. Das Hochspannungsnetz ist auch für die Aufnahmen und Weiterleitung von Windstrom wichtig.